In Rollstuhltechnik

Um seinen Elektrorollstuhl mitzuteilen wohin man will, benutzt man die Rollstuhl Steuerung (oder auch Elektronik genannt). Doch was ist das eigentlich? Was gehört dazu? Was sind die Unterschiede? Hier findet ihr einige Informationen dazu.

Hersteller

Ich benutze jetzt für das komplette System erstmal den Begriff „Steuerung“, auf Details gehe ich später ein.
Die Rollstuhlhersteller sind in der Regel (das heißt, es gibt Ausnahmen) NICHT die Hersteller der Steuerung. Die Rollstuhlhersteller kaufen die Steuerung als Standardelemente ein und verbauen sie in den Rollstühlen. Man kann sich das so vorstellen wie bei VW, Audi, BMW, etc., die alle keine Reifen für ihre Autos herstellen, sondern diese einfach einkaufen.
Es gibt drei, mehr oder weniger, große Hersteller, die den Markt für Steuerungen unter sich aufteilen:

Wenn man nicht irgendeinen exotischen Rollstuhl oder einen Zusatzantrieb von Alber (denn die bauen ihre Steuerung selbst) fährt, hat man eine Steuerung von einem dieser drei Hersteller am Rollstuhl verbaut.
Hier ein paar Beispiele welcher Rollstuhlhersteller, welche Steuerung verwendet:

– Sunrise: P&G
– Invacare: Dynamic Controls
– Ottobock: Hauptsächlich P&G, nur bei einigen Produkten Curtis
– Meyra: P&G

Varianten der Steuerung

Grundsätzlich kann man bei fast allen Herstellern, die Steuerung zuerst einmal in zwei Varianten unterteilen. Die Hersteller bieten eine Standard Steuerung und eine hochwertige Steuerung an:

Wobei Standard und hochwertig nicht schlecht oder gut bedeutet, sondern die Einsatzmöglichkeiten und Erweiterungsmöglichkeiten beschreibt.

Standard Steuerung

Eine Standardsteuerung bietet alle Funktionen, die man für einen einfachen Elektrorollstuhl benötigt. Selbstverständlich beinhaltet sie alle Fahrfunktionen, Beleuchtung, Hupe und teilweise können sogar bis zu zwei elektrische Sitzverstellungen damit angesteuert werden.

Hochwertige Steuerung

Die hochwertige Steuerung beinhaltet alle Fahrfunktionen, Beleuchtung, Hupe, Ansteuerung von mehreren elektrische Sitzverstellungen und Erweiterungsmöglichkeiten mit Sondersteuerungen (dazu später mehr).

Programmierung

Jeder Elektrorollstuhl ist mit einem entsprechenden Standardfahrprogramm ausgestattet. In dem Fahrprogramm sind sogenannte Fahrparameter hinterlegt. Diese Fahrparameter bestimmen wie der Rollstuhl „reagiert“. Die Fahrparameter bestimmen also wie der Rollstuhl beschleunigt, wie er bremst, wie er lenkt, etc.
Die Fahrparameter können individuell auf jeden Benutzer angepasst werden.
Wenn jemand also aus welchem Grund auch immer, nicht mit der Standardprogrammierung zurecht kommt, kann ein authorisierter Fachhändler, die Parameter anpassen.

Hierzu vielleicht ein konkretes Beispiel:
Wenn jemand eine reduzierte Reaktionsfähigkeit besitzt und der Rollstuhl, wenn der Joystick zur Seite gedrückt wird, zu schnell zur Seite dreht und man so ständig überall gegen fährt, kann der
Fachhändler die Parameter für die Drehgeschwindigkeit reduzieren und der Rollstuhl dreht so etwas sanfter.

Bauteile einer Steuerung

Eine komplette Rollstuhlsteuerung besteht aus diesen Haupt-Komponenten (es gibt weitere Komponenten, die ich der Übersichtlichkeit hier nicht erwähne):

Die einzelnen Bauteile sind am Rollstuhl montiert. Sichtbar ist in der Regel nur das Bedienpult.

Sondersteuerungen

Unter den Begriff Sondersteuerung fallen eine ganze Reihe Möglichkeiten für einen Elektrorollstuhl.
Überwiegend sind das zum einen Eingabegeräte und zum anderen Ausgabegeräte:

Der Sinn und Zweck von Sondersteuerungen ist ganz einfach der:
einem Nutzer das Bedienen eines Elektrorollstuhls zu ermöglichen, wenn er aus funktionalen/ motorischen Gründen mit den Standardelementen dazu nicht in der Lage ist.
oder
der Benutzer etwas anderes als seinen Rollstuhl steuern möchte.
Für den zweiten Fall benötigt man die Ausgabegeräte. Das ist dann zum Beispiel eine Umfeldsteuerung und man kann so Jalousien hoch/runter fahren, eine Computermaus steuern, etc.

Zubehör

Zusätzlich zu den Standardkomponenten und den verschiedensten Sondersteuerungen, gibt es noch eine ganze Menge Zubehör.
Wer zum Beispiel nicht mit den normalen Joystick Knauf (das ist der „Knubbel“ auf dem Bedienpult) zurecht kommt, der kann diesen tauschen gegen:
– einen Golfball
– einen Softball
– einer Tetragabel
– etc.

Besonderheiten

Bei Ottobock gibt es noch eine kleine Besonderheit.
Vielleicht ist es dir in einer der Grafiken oben schon aufgefallen. Ottobock verwendet die R-NET Steuerung von P&G, allerdings wird sie dort nicht R-NET genannt, sondern TEN°.
Der Grund dafür ist unter anderem, dass Ottobock ein eigenes Fahrpult verwendet.
Das TEN° Fahrpult ist moderner als das P&G Standard Fahrpult. Das Display ist größer, die Tasten sind zentral angeordnet und es gibt auf dem Fahrpult ein großes Drehrad zur Menüführung.

Wichtig für dich!

Du musst mit dem Elektrorollstuhl, den du fährst, gut zurechtkommen! Wenn das nicht der Fall ist, und irgendwas an der Steuerung dafür der Grund ist, kannst du es ändern!
Wie?
1. Beschleunigt der Rollstuhl zu schnell? Dreht er sich zu schnell oder zu langsamer Seite? Willst du in einem bestimmten Programm mit einer bestimmten Geschwindigkeit fahren? Das und vieles mehr, kann dein Fachhändler in der Programmierung ändern!

2. Kannst du den Joystick-Knauf schlecht greifen? Ist die Position des Joysticks unangenehm? Lässt sich der Joystick zu schwer bewegen? Das und vieles mehr kann dein Fachhändler mit Zubehör und Sondersteuerungen ändern!

Jetzt bist du dran: Worüber ärgerst du dich am meisten bei deinem Rollstuhl? Schreib es in die Kommentare unten, vielleicht finden wir gemeinsam eine Lösung.

Anzeigen von 3 Kommentaren
  • Monika Salz
    Antworten

    Mich ärget es sehr, dass mein E-Rolli (Paravan PR50) keine Memory-Funktion hat. Nach jeder Sitzpositionsänderung muss ich mir mühsam die Hauptposition erarbeiten.

    • finanzrolli
      Antworten

      Hallo Monika,
      ja das ist in der Tat ärgerlich. Vor allem da es dafür sogar Lösungen gibt.
      Andere Rollstuhlhersteller verwenden dafür ein sogenanntes Memorymodul.
      Paravan ist allerdings nicht so groß, das sie alle Steuerungsmöglichkeiten anbieten können.
      Viele Grüße
      Sascha

  • Anonymous
    Antworten

    Invacare Comet Bj.2011 Privat
    kann ihn im stand ca.1cm vor und zurüch bewegen.Kann es an der Passfeder Liegen?

    gruß Bohnenjoe

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