Schon als Kind habe ich alles auseinander geschraubt, mich für alles begeistert, was mit Technik zu tun hatte. Das ging dann weiter als ich Bogenschießen als Leistungssport betrieben habe. Ich kannte jede Schraube meiner Ausrüstung, habe immer versucht, alles technisch zu optimieren.
Schließlich habe ich direkt nach der Schulzeit eine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker in meiner Heimatstadt Duderstadt begonnen.
Das war interessant und hat Spaß gemacht, aber es hat mir noch nicht gereicht.
Nach meiner Wehrpflicht ging es für mich nach Hannover zum Studium für den allgemeinen Maschinenbau.
In den Semesterferien habe ich für eine Spedition im Nahverkehr als Fahrer gearbeitet. Der LKW Führerschein, den ich bei der Bundeswehr machen konnte, hat sich hier bezahlt gemacht.
Das Geld, was ich dort verdient habe, war einerseits, um mein Studium zu finanzieren, anderseits sprang auch immer noch ein Urlaub dabei raus.
1997 war das ein Urlaub in Tunesien, der jedoch nicht so ganz glücklich ausging. Ich kam im Rollstuhl zurück aus Tunesien, naja, ok der Rollstuhl kam erst später ins Spiel. Aus Tunesien zurück bin ich mit einem Ambulanz Jet der deutschen Flugambulanz gekommen. (Die genaue Geschichte in einem anderen Blog)
Nach ein paar Tagen in der Uniklinik Düsseldorf war mein „zuhause“ für die nächsten Monate die BG Unfallklinik Duisburg – Buchholz.
Teil der Rehabilitation sind auch Gespräche über die berufliche Zukunft. Irgendwann war es also an der Zeit, dass die zuständigen Damen auf mich zukamen und mit mir darüber sprechen wollten. Nachdem ich erklärt habe, was ich gerade mache, Maschinenbaustudium in Hannover, schlugen sie vor, dass ich ja nach der Reha einfach weiter studieren könnte — in Heidelberg. „Nein, nein, sie haben da etwas missverstanden, ich studiere in Hannover, nicht in Heidelberg“. „Ja, aber ihr Studium können sie in Heidelberg fortführen!“
Ok, ich war zwar bei meinem Unfall auf den Kopf gefallen, aber so doll?
Ich bat um Aufklärung, was das mit Heidelberg auf sich hat. „In Heidelberg- Wieblingen befindet sich ein Berufsförderungswerk, in dem man auch studieren kann.“ war die Antwort auf meine Frage. Doch auch damit konnte ich noch nicht ganz viel anfangen. Wir unterhielten uns eine Weile.
Die Argumente der Sozialarbeiterinnen war klar, sie meinten, man könne dort in einem barrierefreien Umfeld studieren. Schön und gut, doch warum habe ich mir wohl vor meinem Studium Gedanken gemacht, wo ich studiere? Die FH Hannover nahm im Ranking einen guten Platz ein. Wo steht im Vergleich dieses Berufsförderungswerk? Ist die FH Hannover barrierefrei — rollstuhlgerecht? Natürlich hatte ich mir nach meinem Unfall Gedanken gemacht, wie es weiter geht. Und mir war sehr schnell klar, dass ich mein Studium fortsetzen will. In der FH hatte ich immer wieder mal einen Rollstuhlfahrer gesehen, also warum sollte das nicht auch bei mir funktionieren?
Mein Entschluss stand also sehr schnell fest, ich gehe wieder nach Hannover!
Warum habe ich mich so entschieden?
- wie schon erwähnt, habe ich mich vorm Studium über die Qualität des Studiengangs Maschinenbau an der FHH informiert. Das Ranking der Hochschulen wird gern bei Einstellungsentscheidungen mit herangezogen. Ich war damals und bin auch heute noch der Meinung, dass es kein Vorteil ist, wenn man eine Ausbildung in einem Berufsförderungswerk macht.
- Meine Familie lebt in Duderstadt. Die Fahrtzeit Hannover — Duderstadt beträgt ca. 1,5h. Die Fahrtzeit Heidelberg — Duderstadt beträgt min. 4h. Natürlich wäre es in meiner neuen Situation als Rollstuhlfahrer ein höheres Risiko gewesen, so weit weg von zu Hause zu leben.
Meine Empfehlung, wer auch immer die Wahl hat, sollte sich für eine Ausbildung in freier Wildbahn entscheiden. Denn nur dort ist es wie im richtigen Leben! Was bringt es, wenn man gehätschelt und getätschelt wird…?