Dadurch, dass ich auch beruflich in der Reha Branche tätig bin, besuche ich regelmäßig Messen zu diesem Thema. Mal wieder in Karlsruhe auf der REHAB zu sein, war sehr schön. Mir gefällt das Messegelände Karlsruhe, die Parkplätze sind recht nah an den Eingängen und die Hallen sind hell und es ist nicht ganz so laut wie zum Beispiel in Düsseldorf.
Wie immer fand die Messe in den Hallen 1 und 2 statt. Alles ist selbstverständlich barrierefrei, es gibt viele Toiletten, da WC Container aufgestellt werden und der Weg von den Parkplätzen zu den Hallen ist recht kurz und eben.
Im Vergleich zur Rehacare in Düsseldorf, ist die REHAB etwas kleiner. Dieses Jahr feierte die REHAB ihr 20-jähriges Jubiläum mit 460 Aussteller aus 21 Ländern, rund 18.500 Besucher wurden an den drei Tagen gezählt.
Zum Vergleich: Die Rehacare hatte 2018 970 Aussteller aus über 40 Länder und rund 50.000 Besuchern.
Die Qualität der REHAB leidet jedoch keinesfalls darunter, dass sie kleiner ist. Im Gegenteil, ich persönlich finde sie sogar besser.
Welche Firmen haben ausgestellt und welche nicht?
Der große Unterschied in der Anzahl der Aussteller zwischen REHAB und Rehacare liegt vor allem darin, dass bei der REHAB die vielen asiatischen Firmen, die man von der Messe in Düsseldorf kennt, nicht anwesend sind. Mir fehlen die asiatischen Aussteller allerdings nicht.
Dagegen waren alle anderen großen Hersteller der Rollstuhl-Industrie anwesend in Karlsruhe. Einzig Invacare, Pride und Bischoff & Bischoff haben nicht ausgestellt, wenn man mal nur die größeren Hersteller betrachtet.
Sehr erfreulich finde ich, dass es in Karlsruhe viele kleinere Firmen mit interessanten Dingen zu sehen gibt. So stellen dort zum Beispiel auch „Sanitätshäuser“ wie Rehability aus. Wobei ich Rehability zwar nicht mehr als klein bezeichnen würde, aber als sehr interessant und kompetent.
Selbstverständlich gibt es auf der REHAB neben Rollstühlen alle möglichen Hilfsmittel zu sehen und auch Aussteller zu den Themen: Kommunikation, Therapie, Pflege, Bauen & Wohnen, Bildung & Beruf, Kfz, Freizeit, Reisen, Sport, Verbände, Organisationen, Verlage.
Ein sehr nettes Gespräch hatte ich auf dem Stand von Mobitipp. Es hat sich bestätigt, dass wir in die gleiche Richtung denken und so freue ich mich schon darauf, weitere Artikel für die Zeitschrift schreiben zu dürfen.
Sehr funkelnd und leuchtend und auch recht groß ist immer der Bereich der Kfz-Umrüster. Eine ganze Menge Firmen haben dort gezeigt, was inzwischen alles machbar ist, wobei man sagen muss, dass die Firma Paravan ganz besonders heraussticht.
Die Technik dort geht schon sehr stark Richtung autonomes Fahren. Der Vorteil ist, dass es so natürlich nur sehr wenig körperliche Einschränkungen gibt, mit denen man nicht fahren kann. Nicht ohne Grund ist die Autoindustrie am Know-how und an der Erfahrung der Umrüster interessiert. Wir dürfen gespannt sein, wohin das führt.
Wenn es bunt wird, steht man meistens vor Kinderprodukten. Wobei das „bunt“ absolut nicht negativ gemeint ist, im Gegenteil! Da der Kinderbereich nicht meine Kernkompetenz ist, möchte ich da gar nicht so viel zu sagen. Was jedoch auffällig war, es gibt inzwischen eine ganze Menge an Herstellern, die sich auf diesen Bereich fokussiert haben.
Was gab es neues?
Hier und da und dort hatte jeder etwas Neues. Wenn man es denn dann als „neu“ bezeichnen möchte. Häufig ist es so, gerade bei den größeren, dass sie einfach ihr Produktportfolio angleichen. Sie ergänzen also ihr Produktpalette um etwas, dass sie noch nicht im Programm hatten, jemand anders aber schon.
Ein Beispiel dazu ist der Smoov von Alber. Für Alber ist dieses Produkt neu, Permobil hat mit dem Smart Drive einen solchen Antrieb bereits im Programm.
Allerdings muss ich sagen, ich persönlich war wirklich enttäuscht vom Smoov!
Alber steht/stand für mich immer für Innovation, klares durchdachtes und schönes Design. Scheinbar sind diese Zeiten vorbei?
Der Smoov ist ein dicker, schwarzer, kantiger Klotz. Das „Einstellrad“ welches am Rollstuhlrahmen befestigt wird und mit dem man die Geschwindigkeit regelt, ist ebenfalls groß, hässlich und nicht mehr zeitgemäß.
Selbstverständlich wird es da auch andere Meinungen geben, aber der Smart Drive von Permobil ist vor allem mit seinem Push Tracker am Handgelenk um einiges smarter und viel leichter zu regeln.
Und noch etwas, dass ich leider über den Alber-Stand sagen muss: Das Verhältnis Standpersonal zu ausgestellten Produkten hat irgendwie überhaupt nicht gepasst. Es war relativ wenig Personal auf dem Stand und so kam es, dass Besucher die Produkte auf eigene Faust ohne Anweisung ausprobierten. Es standen dort drei Rollstühle mit dem Smoov rum. Mehrfach haben sich Besucher dort hineingesetzt, am Geschwindigkeitsregler gedreht und sind dann 5m bis 20m Amok durch die angrenzenden Gänge gefahren, bis sie das Gefährt wieder zum stehen bekamen.
Das geht nicht!
Permobil hatte auf der eigenen Homepage vor der Messe eine Neuheit angekündigt, die sie auf der Messe präsentieren wollten, aber gesehen habe ich nichts davon. Oder war ich so blind?
Ich vermutete vorher, dass sie den M1 jetzt auch in Deutschland zeigen, da er ja schon in anderen Ländern vertrieben wird, aber er war nicht zu sehen. Der M1 ist ein recht kompakter Mittelradantrieb (Elektro-Rollstuhl).
Bei Otto Bock erhält man den Juvo jetzt auch in einer HD-Version mit bis 200kg Zuladung.
Zusätzlich wird dort versucht, komplette Konzepte rund um ein Krankheitsbild zu „stricken“. Beim Thema Multiple Sklerose bietet man so zum Beispiel von der Orthese bis zum Rollstuhl, alles aus einer Hand, angepasst auf den Krankheitsverlauf.
Ansonsten, wie bereits angedeutet, gibt es nicht „die“ Riesen-Neuheit im Rollstuhlmarkt.
Viel interessanter sind die vielen kleinen Dinge, an denen man leider auch oft vorbei geht, ohne sie zu beachten.
Viel zu entdecken gab es bei Sitzkissen, Sitzzubehör, Rädern (viele mit Federung), Greifreifen, etc.
Ein Beispiel will ich mal rausgreifen: Der Newton Airgrip, ein Greifreifen mit farbiger Beschichtung, die zudem auch noch etwas „griffig“ ist. Ist bestimmt nichts für jeden Tetra, aber wer etwas mehr „Rutschfestigkeit“ braucht und dazu seinen Rollstuhl farbig etwas aufpeppen will, hat damit eine gute Möglichkeit.
Trends
Wenn sich ein Trend auf der REHAB bestätigt und fortgesetzt hat, dann der Trend, dass Zusatzantriebe, egal welcher Art, eine immer größere Rolle spielen!
Egal, ob Greifreifenantriebe, Schubantriebe wie Smoov und Smart Drive oder die unzähligen Vorspannantriebe, all diese Unterstützungsantriebe werden immer mehr!
Man kann es wohl mit der Fahrrad-Branche vergleichen, vor wenigen Jahren wurden die, die sich ein Fahrrad mit Motor kauften, noch belächelt. Heute verlässt kaum ein Fahrrad ohne Motor den Laden. Und dabei ist es egal, ob Tourenbike, Mountainbike oder sogar Rennrad. Es ist völlig normal, ein Fahrrad mit Motor zu kaufen.
Vielleicht geht es in der Rollstuhl-Branche in eine ähnliche Richtung…
Massagegerät
Auf der Heimfahrt am Samstag habe ich mit einer guten Freundin telefoniert. Ich musste bekennen, dass meine Frau und ich, die mich auf der Messe begleitet hat, jetzt scheinbar wirklich alt sind! Wir haben nämlich auf einer Messe ein Nacken-Massagegerät gekauft!
Irgendwie dachte ich immer, dass ich mich nicht von Kaffeefahrten und Heizdecken einfangen lassen würde, aber ich hab mich wohl getäuscht?!
Nein, im Ernst, meine Frau hat sich auf der Messe für ein Massagegerät interessiert. Es gab auf der Messe vier verschiedene Hersteller, von denen zwei aber sofort aus der engeren Wahl rausgefallen sind. Die anderen zwei haben wir getestet.
Ostern haben wir unsere Familie besucht und mein Schwager hat so ein Gerät von meiner Nichte, kurz zuvor geschenkt bekommen. Ich hatte dem Teil nicht sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, da ich von solchen Sachen nicht ganz so viel halte. Meine Nichte ist übrigens Physiotherapeutin.
Auf der Rehab musste ich also nun mittesten. Und ich kann sagen, ich war erstaunt und begeistert. Wie wohl bei fast jedem Rollstuhlfahrer ist auch mein Nacken- und Schulterbereich fast immer verspannt. Das Gerät hilft wirklich dagegen! Ok, ob es wirklich dagegen hilft, kann ich nicht sagen, da ich weder Arzt noch Physiotherapeut bin, aber es ist super angenehm! Mein verspannter Nacken fühlt sich wesentlich besser an.
Ich kann es ruhigen Gewissens empfehlen, hier ist der Link zu dem Gerät:
Ich kann jedem nur wärmstens einen Besuch auf einer Messe empfehlen, egal ob Rehacare oder REHAB. Ihr bekommt einen guten Überblick über Hersteller und deren Produkte und könnt ganz gezielt nachfragen, was euch interessiert. Wer die Möglichkeit hat, mal nach Karlsruhe oder nach Düsseldorf zu fahren, sollte sie nutzen.
Wenn du auf der REHAB warst, was hat dir gefallen/nicht gefallen? Schreib es hier im Blog in die Kommentare und teile deine Eindrücke mit uns.
Hallo, gerade habe ich Deinen Bericht von der REHAB gelesen – er war wirklich sehr interessant. Ich kann nur bestätigen, daß Du Recht hast, die REHAB ist immer sehr belehrend. Am Donnerstag war ich auch da, wohne ja in der Nähe und traf viele Bekannte, vom Behinderten-Beirat-welchem ich angehörte 5 Jahre in KA. Dann war Johannes Fischer vom „Zwingenberger“ da, habe schon 3 Reisen mit ihm gemacht, unter anderem nach Andorra. Da machte er mich mit Michaela bekannt, sie ist Assistentin von der Chefin „behindertengerechte-reisen-com“ und hatte super Angebote, so auch nach Boppard am Rhein-behindertenfreundliches Hotel mit 4 Tage, Essen, Schiffsreise usw. für sage und schreibe 239 €. Da ich auch Rollifahrerin bin, habe ich mich auch für Rollstühle umgesehen, war bei Alber und Otto-Bock, sah mir den eMotion an. Heute sitze ich schon in einem, den ich Anfang Jan. 19 beantragte mit Rezept, orth. Stellungsnahme zum Widerspruch. Also ich bin sehr zufrieden, war den ganzen Tag allerdings nur zuhause rum, wegen dem Dauerregen und morgen fahre ich das erste Mal draussen . Habe mir von einer dänischen Firma auch Angebote mit genommen für einen Deckelöffner, den ich irgendwann bestellen werde. Dann habe ich noch Kontakt zu der SHG Polio PPS gefunden, was auch meine Krankheit ist.
Also ich besuche jedes Mal die REHAB und sage am Abend immer wieder, es war ein toller Tag.
Hallo, vielen Dank für die tolle Zusammenfassung der REHAB 2019.
Ich interessiere mich für den Smoov von Alber. Auf der Messe habe ich mich mit einem Mitarbeiter von Alber unterhalten. Dieser sagte mir, dass der Smoov eine Hilfsmittelnummer hat und von der Krankenkasse bezahl wird.
Durch den Artikel habe ich vom Permobil Smart Drive erfahren und mich im Internet über den Permobil Smart Drive informiert. Leider habe ich nichts gefunden, ob der Smart Drive auch eine Hilfsmittelnummer hat und von der Krankenkasse bezahlt wird.
Hat hier irgendjemand Erfahrungen und kann mir diesbezüglich weiterhelfen?
Hallo Andreas,
erstmal Danke für deinen Kommentar und das Lob!
Bzgl. HMV Nr.:
Ja, da haben die lieben Kollegen von Alber – sagen wir mal – die Warheit etwas verdreht!
BEIDE Produkte haben noch KEINE HMV Nr.!
Soweit ich weiß, ist sie für beide Produkte beantragt.
Erteilte Nummern kann man hier nachprüfen:
KLICK
Viele Grüße
Sascha
Ah, vielen Dank für die Info. Ja, da wurde mir etwas anderes gesagt auf der Messe. Dort hieß es, dass der Smoov „erst in einer Woche auf den Markt kommt“, eine Hilfsmittelnummer hat und deshalb von der Krankenkasse übernommen werden würde.
Sollte er trotzdem abgelehnt werden, dann würde Alber mit dem Widerspruch behilflich sein…
Viele Grüße
Andi